Taktverdichtung Linie 16 – Stellungnahme zur Sendung des WDR

Hersel: L300 / L118: Rückstau in Richtung Moselstraße

Die ABB wurde vom WDR zu einem Ortstermin an der Schranke der Linie 16 in Hersel zum Thema Taktverdichtung eingeladen. Wir sind dieser Einladung gefolgt und haben vor laufender Kamera die Position der ABB zum Thema Taktverdichtung ausführlich vorgetragen. Zu der am 04. Oktober 2019 ausgestrahlten Sendung möchten wir wie folgt Stellung nehmen:

Der WDR  hat die vorgetragene Stellungnahme bis zur Unkenntlichkeit gekürzt. (*2) Die beim Ortstermin live vorgetragene inhaltliche Kritik an der Taktverdichtung, so wie sie jetzt vor Ort deutlich sichtbar ist, ist durch die erfolgte Kürzung komplett abhanden gekommen. Die in der Sendung verbliebene Aussage wirkt dadurch auf die Zuschauer als unbegründet. Leider wurde in der Sendung auch der Name und die Funktion der vortragenden Person der ABB (Paul Breuer, 1. Vorsitzender der ABB, Ratsmitglied) im Gegensatz zu den Vertretern von CDU und den Grünen nicht eingeblendet. Das alles ist sehr bedauerlich und entspricht nicht einer ausgewogenen und seriösen Berichterstattung!

Aus diesem Grund stellen wir die Position der ABB ins Internet ein:

Der Rückstau auf der L300 und der L118 hat sich durch die Taktverdichtung von Roisdorf/Autobahn in Richtung Hersel am frühen Morgen zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gegenüber der Zeit vor der Taktverdichtung nicht wesentlich vergrößert, weil nach negativen Erfahrungen viele Autofahrer die Kreuzung L300 / L118 durch Umwegfahrten meiden. Man kann dies sehr deutlich am zunehmenden Verkehr über den Uedorfer Weg sehen. Dort wurden vom WDR keine Aufnahmen gemacht. Erzwungene Umwegfahrten führen jedoch zu verstärkter Umweltbelastung. Der weitaus längere Rückstau ist aber in der Hauptverkehrszeit in den Abendstunden zu beobachten. Aktuell kann man den Rückstau von der Schranke in Hersel bis zurück an die Autobahnauffahrt in der Nähe des Gewerbegebietes beobachten.

Durch die Befragung eines Fahrzeugführers der Linie 16 wurde unsere Beobachtung bestätigt, dass sich durch die Taktverdichtung keine Steigerungen der Fahrgastanzahl eingestellt hat. Die Fahrgäste werden lediglich auf zusätzliche Bahnen verteilt. Dadurch sind lediglich mehr freie Sitzplätze entstanden.

Anzeigetafel zum Zeitpunkt der Aufnahmen des WDR vor Ort

Durch die bei der Linie 16 üblichen Verspätungen kommt es sehr häufig vor, dass Bahnen nicht wie geplant im 10 Minuten Takt fahren, sondern die nächste Bahn in die gleiche Richtung schon nach 3 bis 5 Minuten kommt (Foto Anzeigetafel in Hersel). Die erste einfahrende Bahn ist dann normal ausgelastet. Die zweite Bahn ist dann logischerweise fast leer.

Ein Pendler / Autofahrer steigt nicht deshalb auf die öffentlichen Verkehrsmittel um, weil diese kürzer getaktet werden. Ein Umstieg erfolgt nur dann, wenn der Zeitaufwand von der Wohnung bis zum Arbeitsplatz und zurück erträglich ist und es eine Verbindung, notfalls auch durch mehrmaliges Umsteigen in die Nähe des Arbeitsplatzes, gibt. Diese Voraussetzungen treffen für die überwiegende Zahl der Berufstätigen jedoch nicht zu. Folglich kann diese Gruppe von Autofahrern auch nicht auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Aus diesem Grund wird auch in Zukunft der Individualverkehr nicht wesentlich abnehmen. Die regelmäßig steigenden Fahrpreise tragen auch nicht zu einem Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel bei.

Hersel L118: Blick in Richtung Schranke

Konkret auf die Linie 16 am Knotenpunkt Hersel bezogen und unter Berücksichtigung der zusätzlichen Kosten und den angeführten Kritikpunkten, die man vor Ort unschwer feststellen kann (zusätzliche Betriebskosten für die Stadt Bornheim von 96.500 €/Jahr (*5), keine Zunahme der Benutzer, gleichbleibender Autoverkehr, Umwegfahrten etc.), ist diese Maßnahme nicht angemessen. Für die Stadt Wesseling fallen weitere 158.000 €/Jahr an. (*6) Bei der Stadt Bonn werden gemäß der Wesselinger Vorlage weitere 411.000 €/Jahr aufgewendet. (*6)

Diese Taktverdichtung mag politisch oder ideologisch begründet sein, wenn der Aufwand aber groß ist (665.500 €/Jahr), die erwünschte Auswirkung nicht eintritt bzw. nicht eintreten kann, dann ist sie verrückt.

Ein Nahverkehrsunternehmen arbeitet in der Regel mit Verlusten, die dann über Fahrpreiserhöhungen bzw. über städtische Zuschüsse aufgefangen werden. Jene Benutzer der Linie 16, die sich über den zusätzlichen Komfort kürzerer Takte freuen, sollten sich nicht wundern, wenn im nächsten Jahr die Zeche über die unvermeidbare Fahrpreiserhöhung wieder eingetrieben wird.

Hersel L118: Mittelteil Rückstau

Aus diesen Gründen ist die Maßnahme der Taktverdichtung der Linie 16 zu diesem Zeitpunkt weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Es entsteht der Eindruck dass man auch in Bornheim auf „grüne Züge“ aufspringt, nur um dem Zuspruch vieler Wähler zur Partei der Grünen irgend etwas entgegen setzen zu können.

Parteien die auf grüne Züge aufspringen, sollten sich nicht wundern, wenn sie nach der nächsten Wahl am falschen Bahnhof stranden. Die letzten Wahlergebnisse zeigen es mehr als deutlich. Gelernt haben die etablierten Parteien auch in Bornheim daraus nichts.

Die ABB hat grundsätzlich kein Problem mit dem Ausbau des öffentlichen Personenverkehr. Da wo es notwendig und sinnvoll ist muss es auch gemacht werden! Es ist jedoch nicht sinnvoll den öffentlichen Personenverkehr gegen die Autofahrer/Pendler auszuspielen. Eine wirksame Verkehrspolitik muss alle Verkehrsteilnehmer angemessen berücksichtigen. Das ist am Knotenpunkt der L300 / L118 in Hersel nicht erfolgt. Deshalb haben wir seinerzeit gegen diese Taktverdichtung gestimmt. Die richtige Reihenfolge hätte sein müssen, zuerst Tieferlegung der Linie 16, dann erst die Taktverdichtung und nicht umgekehrt.

Die „grüne“ Strategie, dem Autofahrer das Autofahren durch höhere Benzinpreise, CO2-Steuer, „staubildende“ Ampelphasen, Durchfahrverbote etc. zu vermiesen und ihn damit zur Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu nötigen, tragen wir von der ABB nicht mit.

Adelheid Wirtz (Sachk. Bürgerin im Umweltausschuss)
Paul Breuer (Ratsmitglied der ABB)

PS: Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Wir bedanken uns für 2.077 Artikelaufrufe (Stand 06.03.2020)


Wir haben seinerzeit eine Online-Meinungsumfrage zum Thema Taktverdichtung der Linie 16 ins Internet eingestellt.
Das Ergebnis spricht eine eindeutige Sprache.

Benutzer der Linie 16 und Autofahrer, die den Knotenpunkt L118 / L300 benutzen müssen,
mögen bitte an der der Online-Meinungsumfrage teilnehmen.

Halten Sie eine Taktverdichtung der Linie 16 in der Hauptverkehrszeit auf 10 Minuten statt 20 Minuten unter
den gegebenen Umständen für sinnvoll?


  1. Weitere Informationen:

  2. Sendung der WDR    <—- auf  der Internetseite des WDR leider nicht mehr aufrufbar!
  3. Die Bürgerinnen und Bürger folgen der Ratsmehrheit nicht.
  4. Knotenpunkt Hersel – Verkehrschaos in Kauf genommen.
  5. Beschlussvorlage Bornheim Nr. 443/2018-7 zur Taktverdichtung
  6. Beschlussvorlage Wesseling Nr. 143/2018 zur Taktverdichtung

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Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Schmidt

    Ich erinnere mich noch an einen Wahl-Werbespruch. „Mit wie viel PS fahren Sie Ihre Aktentasche ins Büro?“ Nun müsste man doch einmal fragen, mit wie viel PS fährt die Linie 16 ihre Fahrgäste in die Nähe des Büros? Je nach Bauart hat eine Straßenbahn 4 x 120 = 480 kW bis 4 x 195 = 780 kW. Rechnen wir doch mal nach. Wenn also eine fast leere Bahn mit 10 Personen besetzt ist, was kein seltener Fall ist, dann werden die Fahrgäste mit durchschnittlich 48 kW/65,3 PS bis 78 kW/90,5 PS nur in die Nähe des Büros gefahren. Wenn man dann noch die Verluste des elektrischen Stromes vom Generator bis zum Motor der Bahn berücksichtigt (10 – 15%), dann ist so etwas wohl kaum wirtschaftlich in Gegensatz zu einem PKW. Und es sollte sich auch niemand einreden lassen, die elektrisch betriebene Bahn produziere kein CO2. Die CO2 Entstehung wird lediglich von der Bahn ins Kraftwerk verlegt. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Öffentlicher Personennahverkehr ist wichtig und notwendig. Was hier aktuell mit der Taktverdichtung der Linie 16 erreicht wurde ist kontraproduktiv. So geht eine sinnvolle Verkehrspolitik nicht!

  2. Herseler Pendler

    Herr Prinz von der Herseler CDU wollte sogar einen Stau bis auf die Autobahn A555 in Kauf nehmen. Das hat ja fast geklappt. Er fährt von Hersel bis nach Roisdorf zu den Sitzungen mit dem Auto, obwohl es von Hersel bis zum Ratssaal in Roisdorf eine Busverbindung gibt. Das sind mir ja mal schöne Kommunalpolitiker. Wasser predigen und Sekt trinken.

  3. Georg

    Der eingeweihte Medienbetrachter erkennt schon am Schnitt, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist – West Deutscher Rotfunk halt …

  4. Nachbar von H. Krüger (SPD-Hersel)

    Auch die Herseler SPD „verdient“ es erwähnt zu werden. So liest man erstaunt im Internet der SPD. Zitat: „Die ABB will durch scheinbare Argumente die Menschen nur verunsichern. Herr Breuer versteht nicht, was die meisten Schüler_innen, Student_innen, Arbeitnehmer_innen und Senior_innen und Eltern bewegt. Die Menschen warten sehnsüchtig auf einen öffentlichen Nahverkehr, bei dem man nicht mehr auf die Uhr schauen braucht, weil die nächste Bahn einfach schon schnell kommt. Das macht die Bahn nach Bonn und Köln und von dort in die Bornheimer Orte attraktiv und das bestärkt, das eigene Auto stehen zu lassen und die Verkehrsprobleme zu lösen.“
    Wie weltfremd ist das denn? Jetzt geben wir ca. 666 Tausend € pro Jahr aus für fast nichts. Der Stau ist noch größer geworden, die Bahnen sind nicht voller geworden, durch erzwungene Umwegfahrten wird noch mehr Benzin verbraucht, es wird nicht weniger sondern noch mehr die Umwelt mit Schadstoffen belastet. Einfach nur verrückt! 15% für die SPD sind noch viel zu viel.

  5. Roisdorfer Nachbar

    Dieser unsägliche Beschluss zur Takteröhung kommt nicht nur auf Initiative der grünen Partei zustande. Auch die Linkspartei hat mitgemacht. Zum Beispiel ein Herr Leehmann, Fraktionsvorsitzender der Partei aus Roisdorf. Ein weiteres strahlendes Beispiel dafür, wie Kommunalpolitik nicht gehen sollte. Man predigt den Verzicht, fährt aber selbst vom Wohnort in Roisdorf bis zum Ratssaal in Roisdorf mit dem Porsche. Man muss als Berufspolitiker wohl gut verdienen, wenn man gleichzeitig im Kreistag und im Rat der Stadt Bornheim sitzt. Karrieristen gibt es nicht nur bei Bündnis 90/Grünen sondern auch bei anderen Parteien. Wie hieß es doch seinerzeit bezogen auf Streiks bei den Linken. „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“. Die Träume von der sozialistischen Revolution, dem Arbeiter- und Bauernstaat und dem Arbeiteraufstand gegen den Kapitalismus sind wohl ausgeträumt. Dann hält man jetzt halt andere Räder an. Die Räder der Autofahrer, die man aktuell in Hersel in den Stau zwingt, versteht sich. Und systemtragend sind sie auch geworden. Der Kandidat Becker von SPD und grüner Partei für die nächsten Bürgermeisterwahlen wird auch von der Linkspartei unterstützt. Na sieh mal einer an.

  6. Rudolf

    Ich umfahre diese Kreuzung schon seit einem halben Jahr. Ich arbeite in Euskirchen, bin also auf das Auto angewiesen. Wenn ich da im WDR die Aussage dieses grünen Dummsprechers höre, dann frage ich mich auf welcher Wolke sieben der lebt. Es ist unglaublich, was im Bornheimer Rat für Ignoranten sitzen. Das müssen wir in der Tat bei der nächsten Kommunalwahl ändern. Wir sind noch nie zur Kommunalwahl gegangen. Das wird sich ab sofort ändern.

  7. Schmidt

    Es ist nicht zu fassen. Da lehnt der grüne „Sprecher“ im Fernsehen doch tatsächlich allen Ernstes eine Umgehung ab, weil diese dann die Autofahrer davon abhalten würde auf die Linie 16 umzusteigen. Fazit: Grüne bringen den Autoverkehr ganz bewusst zum Stillstand. Grüne Drohung: Fährst Du nicht wie ich es will, dann leg ich Dir Dein Auto still. Bei der nächsten Wahl werde ich diesen Irren meine Meinung ganz deutlich auf dem Wahlzettel präsentieren. Jetzt reicht‘s mir!

  8. Richter

    Man kann am Beispiel Hersel, Kreuzung L300 / L118 und Taktverdichtung, sehr schön sehen, wie abgehoben auch in Bornheim Verkehrspolitik betrieben wird. Die Sendung des WDR, bezogen auf die ABB ist nur noch peinlich. Staatsfunk! Opposition kommt praktisch nicht vor.

  9. Fahrer Linie 16

    Guter Bericht. Es hat auch aus meiner Sicht keine Zunahme an Fahrgästen seit der Takterweiterung von 20 auf 10 Minuten stattgefunden, aber die Anzahl meiner Verspätungen hat massiv zugenommen. Zu den Fahrgastzahlen kann ich natürlich nur aus den jeweils von mir gefahrenen Zügen eine Aussage treffen. Die Wendezeit in Bonn ist aufs Lächerliche zusammengeschrumpft. Aus Sicht der Fahrer/Innen hat die Taktverdichtung nichts gebracht. Es rennen immer noch Leute durch die geschlossenen Schranken, um den Zug zu bekommen. Das ist jetzt durch die hohe Taktfolge noch gefährlicher als vorher. Es werden weiterhin Türen aufgehalten, obwohl der Folgezug schon um die Ecke wartet. Das Einzige, was zugenommen hat, ist der Autostaucorso zurück zur Autobahn in Hersel.

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