Wasserrückverpressung des WBV in Bornheim: Der Bürgermeister weiß von Nichts?

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Sein Name ist Hase und er weiß von nichts.

2. erweiterte Fassung (Lokalpresse): Die ABB hat das Thema Wasserrückverpressung, auch Versickerung genannt, untersucht. Hierunter versteht man die Versickerung von Wasser in der Nähe der Förderbrunnen, damit unerwünschtes Wasser nicht zum Förderbrunnen gelangt. Wir haben hierzu eine Skizze (*4) angefertigt. Um Klarheit in dieser Angelegenheit zu bekommen haben wir bei der Verwaltung Antrag auf Akteneinsicht gestellt.

Der Bürgermeister antwortete per E-Mail am 5. November 2016. Zitat: „Zu Ihrem Antrag auf Akteneinsicht sowie zu den übrigen Punkten Ihrer Mail kann ich Ihnen mitteilen, dass der Stadt Bornheim eine „Rückverpressung von gefördertem Wasser im Wasserwerk des WBV“ nicht bekannt ist. Insofern stehen auch keine Akten und/oder Unterlagen zu diesem Thema zu Verfügung. Die Stadt Bornheim ist hier auch nicht zuständiger Verband oder zuständige Aufsichtsbehörde. Setzen Sie sich zu diesem Thema entweder mit dem Wasserbeschaffungsverband oder der Bezirksregierung Köln in Verbindung. Bei der Stadt Bornheim gibt es dazu keine Akten/Unterlagen.“ Zitat Ende

Wir haben uns mit dieser eigenartigen Antwort nicht zufrieden gegeben, haben ausführlich im Internet recherchiert und Insider befragt. Dabei haben wir einen Lageplan gefunden auf dem die 4 Förderbrunnen des WBV in Wesseling-Urfeld sowie weitere 6 Brunnen, ein Förderbrunnen in unmittelbarer Rheinnähe in Widdig und 6 Versickerungsbrunnen im Widdiger Feld in unmittelbarer Nähe des Wasserwerk WBV, zu sehen sind (*3). Ohne Hellseher zu sein, handelt es sich hier laut Zeichnungslegende (*3) um Förderbrunnen. Das Förderwasser zur Versickerung ist unbehandelt und enthält folglich alle Chemikalienrückstände aus dem Rhein.

  1. 1. Antrag auf Akteneinsicht    wurde verweigert – angeblich keine Akten vorhanden
  2. 2. Antrag auf Akteneinsicht   gestellt, nachdem Rückverpressung bewiesen wurde
  3. Auszug Lageplan der WBV-Brunnen
  4. Prinzipskizze einer Versickerung
  5. Anteil Rheinwasser am WBV-Wasser
  6. Pressemitteilung der ABB zur Versickerung  —–> Siehe Zeitungsartikel vom 15.11.2016 (**)

Bedingt durch intensiv betriebene Landwirtschaft auf Bornheimer Gebiet erreichte der Nitratwert des Grundwassers ca. 150 mg/l (Milligramm/Liter, 1 Milligramm = 1/1000 Gramm) und war somit  3 mal so hoch wie zulässig (50 mg/l). Das Wasserwerk Eichelkamp musste geschlossen werden. Seitdem müssen wir in Bornheim Wasser einkaufen statt es günstiger selber zu fördern.

Die 4 Brunnen der Wassergewinnungsanlage des WBV in  Wessling-Urfeld fördern generell einen Rheinuferfiltratanteil von bis zu 70%, je nach Pegelhöhe des Rheins mehr oder weniger. Dazu kommt, dass in Rheinnähe ein weiterer Brunnen betrieben wird, dessen Wasser zur Reduzierung der Nitratwerte im Vorfeld der Förderbrunnen des WBV in Urfeld, auf der Landseite versickert wird. Dieser Versickerungsanteil an der gesamten Fördermenge  betrug nach unseren Informationen in den Jahren vor 2015 ca. 30%, die zu dem obengenannten 70% Anteil hinzugerechnet werden müssten. Im Jahr 2015 ist dieser Anteil stark zurückgegangen, auf ca. 12%. Wesentlicher Grund dafür sind die Erfolge aus der landwirtschaftlichen Kooperation mit einem geringeren Nitrateintrag ins Grundwasser, so dass weniger nitratarmes Rhein-Uferfiltrat zum Mischen bzw. zum Verdrängen des zufließenden natürlichen Grundwassers mit zu hoher Nitratbelastung benötigt wurde. Die Nitratwerte im landseitigen Grundwasser liegen zwar immer noch verbreitet über 100 mg/l, sie sind aber um bis zu 60 mg/l gefallen. 

Bei der Versickerung wird der Teufel mit Belzebub ausgetrieben. Der Zufluss von stark nitrathaltigen Wasser aus Bornheim wird durch die Versickerung zwar reduziert, dafür versickert man hoch belastetes Rheinwasser mit allen Verunreinigungen direkt im Ansaugbereich des Wasserwerk des WBV.

Wir bedauern, dass auch bei diesem Thema seitens des Bornheimer Bürgermeisters keine Hilfe bei der Klärung des Sachverhalts festgestellt werden kann. Es ist schon erstaunlich was unser Bürgermeister Henseler angeblich so alles nicht weiß!

(**) Auch im Zeitungsartikel des GA werden die Tatsachen vom WBV geschönt dargestellt: Zitat: „Zugleich weist Spieß die Behauptung zurück, dass dieses Wasser ungefiltert sei. Zum einen werde in Widdig Rheinuferfiltrat gefördert – also Wasser, das durch den Uferboden gefiltert sei. Zum anderen werde das dann versickerte Wasser nahe des Wasserwerks nicht sofort gefördert, so Spieß weiter. Es durchlaufe im Boden eine weitere natürliche Filterstrecke, bis es später im Wasserwerk aufbereitet werde.“

(**) Das ist die typische beschönigende Sichtweise, die wir vom WBV bei diesem Thema erneut erleben müssen. Der Förderbrunnen in Widdig liegt gerade einmal ca. 50 Meter vom Rheinufer entfernt. Bei derart kurzer Entfernung von einer Filterwirkung zu sprechen ist unseriös. Das Gleiche gilt auch für die Versickerungsbrunnen nahe des Wasserwerks in Urfeld. Dort war der Verlauf des alten Rheinbettes, der Untergrund ist hier bis auf wenige Ausnahmen Kies. Was soll Kies den dort ernsthaft herausfiltern und das bei einem Abstand von teilweise gerade einmal 200 Metern vom Wasserwerk. Wir bleiben dabei, das was im Wasserwerk an Versickerungswasser angesaugt wird ist ungefiltertes Rheinwasser. Die vielfältigen chemischen Verunreinigungen, die der Rhein auf seinen Weg von Basel bis Wesseling mit sich bringt, können die vom WBV genannten „natürlichen Filterstrecken“ im Boden eben nicht herausfiltern. Um diese Verunreinigungen zu entfernen bräuchte der WBV ganz spezielle Filter, diese Spezialfilter werden jedoch im WBV-Wasserwerk nicht verwendet! Aktivkohlefilter reichen da nicht aus. Wir verweisen hier erneut auf die Trinkwasserverordnung. Die im Rhein mittlerweile nachweisbaren chemischen Verunreinigungen werden in der aktuellen Trinkwasserverordnung überhaupt nicht erwähnt, geschweige denn Grenzwerte vorgeschrieben. Nur was man sucht, das findet man. Wir bleiben dabei, wir wollen nur soviel des WBV-Wassers abnehmen wie wir müssen und keinen Tropfen mehr!

Adelheid Wirtz, Paul Breuer


Uferfiltratbrunnen für Sickerwasser im Widdig, ca. 50 m vom Rhein entfernt
Uferfiltratbrunnen für Sickerwasser, Widdig, ca. 50 m vom Rhein entfernt

 

 

 

 

 

 

 

Versickerungsbrunnen
1. Versickerungsbrunnen im Widdiger Feld – Nähe Wasserwerk

 

 

 

 

 

 

 

Versickerungsbrunnen
2. Versickerungsbrunnen im Widdiger Feld – Nähe Wasserwerk

 

 

 

 

 

 

 

Versickerungsbrunnen
3. Versickerungsbrunnen im Widdiger Feld – Nähe Wasserwerk und Linie 16

 

 

 

 

 

 

 

 

Versickerungsbrunnen
4. Versickerungsbrunnen, Widdig, zwischen L300 und Linie 16

 

 

 

 

 

 

 

Hinweis auf abgezweigte Versickerungsleitung
Hinweis auf abgezweigte Versickerungsleitung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rührend: Umweltschutz gegen Hundehäufchen - Gülleaustrag und Versickerung von hoch belastetem Rheinwasser kein Problem.
Rührend: Umweltschutz kontra Hundehäufchen – Gülleaustragung und Versickerung von hoch belastetem Rheinwasser – kein Problem!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grundwasser-Meßstelle
Grundwasser-Meßstelle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Sandra Jung

    Hallo, lassen wir mal die Kosten weg – es geht um unsere Gesundheit – so kann Mann/Frau das ganze doch einfach selber nachvollziehen bzw. herausbekommen welches Wasser gesund ist!
    Wie? Einfach die Werte in diesen Tabellen vergleichen, fertig!

    WBV: http://www.gvr-faktencheck.de/Trinkwasser_Analyse_Juli_2016.pdf

    WTV: http://www.wahnbach.de/fileadmin/dokumente/Interner_Bereich/Wasseranalysen-MB/2016-01-TW-Analyse_Jan-Dez_2015.pdf

    Ergebnis für mich: Das Wasser vom WTV des Wahnbachtalsperrenverband ist in vielen Messewerten besser.

    Dafür zahle ich gerne ein paar Cent mehr.

    Noch ein Wort zu den Kosten. Auf lange Sicht kann das Wasser vom WBV auch teuer werden, wenn z.B. die Grenzwerte durch Überdüngung oder sonst was nicht mehr eingehalten werden und Filteranlagen angeschafft werden müssen.

    Grüße Sandra

  2. Georg Frinke

    Liebe Bornheimer,

    der WBV ist unglaublich flexibel in der Wasserzusammensetzung und auch in der Argumentation. Hieß es vor ein paar Monaten noch „Wasser fließt nicht den Berg hinauf“, stellen wir nun fest, daß wir unser Wasser eigentlich auch direkt aus dem Rhein abpumpen könnten, das wäre deutlich billiger – oder wir nehmen einfach feinstes Wasser aus dem Wahnbachtal und zahlen dafür 50…100€/Jahr mehr.

    Der Urfelder Brunnen wird durch zwei Kontaminationsgefahren bedroht: Das Rheinwasser mit all seinen Mitbringseln (Medikamente/Nanopartikel/Chemikalien/Kalk) sowie das Bornheimer Grundwasser (das ja bekanntlich nicht bergauf fließt und die Nitratgrenzwerte eigentlich schon gesprengt hat). Nur durch ein geschicktes „Wassermanagement“ ist es überhaupt noch möglich, aus dem Brunnen ein Wasser zu erzeugen, welches den heutigen Normen noch standhält.

    Unfaßbar, wie die WBV-Verfechter ihre „Argumente“ austauschen können – man kann es am Ende drehen wie man will, ein Verlierer des Referendums steht jetzt schon fest: das Vertrauen der Bornheimer in Ihre Stadtführung, das nachhaltig zerstört ist. Das finde ich so schade, das ist wahrscheinlich der größte Schaden überhaupt! Die Art und Weise, wie die Stadt mit kritischen Bürgern und kritischen Fragen umgeht ist skandalös, kritische Meßdaten werden einfach nicht erhoben und stehen dann natürlich auch nicht zur Verfügung. Es findet überhaupt keine Information der Bevölkerung statt – nur ein nichtssagender Postwurf sonst nichts! Dabei muß man doch annehmen, daß alle das gleiche Ziel haben: EINE GUTE ZUKUNFT FÜR DIE BORNHEIMER MENSCHEN oder verfolgen vielleicht einige wenige ein anderes Ziel?

    Ich wünsche uns allen eine friedliche Zukunft und einen offen geführten Diskurs, in einer breiten Öffentlichkeit.

    Georg Frinke
    Dipl.-Ing (FH) Maschinenbau / pharmazeutische Gefriertrocknung

  3. Marcus G. Rey

    Das ist ja unglaublich. Da lässt man in unmittelbarer Nähe der WBV-Brunnen an der Grenze zwischen Urfeld und Widdig das direkt am Rhein in Widdig geförderte ungefilterte Rheinwasser versickern. Mit allen Verunreinigungen die der Rhein von Basel bis Urfeld aufgesammelt hat. Man verhindert damit, dass das hoch mit Nitrat belastete Bornheimer Grundwasser zu den 4 Förderbrunnen des WBV in Urfeld fließen kann. Das verrückteste ist, unser Herr Bürgermeister weiß angeblich nichts davon. Da wird im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel mit Belzebub ausgetrieben. Das alles geschieht offensichtlich seit Jahren im Stillen und niemand wird darüber offen und ehrlich informiert. Nach dem Natronlauge-Skandal nun der Versickerungs-Skanal! Ich habe jegliches Vertrauen in den WBV und den Bürgermeister verloren. Man kann jenen Leuten nichts mehr glauben.

  4. Winand Flohr

    Hallo Herr Breuer,
    zu den Brunnen im Bereich der Mischanlage Eichenkamp kann ich Ihnen mitteilen, dass
    aufgrund einer entsprechenden Anfrage der Stadt aus 2003 in Zusammenhang mit der Prüfung einer anderweitigen gewerblichen Nutzung des Geländes seitens der Unteren Wasserbehörde mitgeteilt wurde, dass eine Verwendung der Brunnen aufgrund es hohen Nitratgehaltes mindestens für die Dauer der nächsten 30 Jahre ausgeschlossen und voraussichtlich auch danach unwahrscheinlich ist. Die Stadt besaß damals noch ein Brunnenrecht auf Dauer von 20 Jahren.
    Mit freundlichen Grüßen
    Winand Flohr

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