Wasserversorgung Bornheim: Das letzte Gefecht der Kalkwasserfraktionen war gestern, kommt jetzt deren Volkssturm?

1. erweiterte Fassung: Ja was finden wir denn da in unserem Briefkasten? 110 Jahre klare Sache – eine Werbe-Broschüre des Wasserbeschaffungsverbandes Wesseling-Hersel (WBV). Optisch sehr schön aufgemacht vermittelt das Faltblatt erst einmal Professionalität.

Bei genauerem Lesen kommen da jedoch ernste Zweifel an Seriosität und Professionalität auf. Überschriften wie  “das schmeckte schon, da war das Wort noch etwas wert” oder “das schmeckte schon, da kochten noch Fräuleins den Kaffee” oder “das schmeckte schon, da war der Sonntag noch heilig” vermitteln keine Inhalte sondern bestenfalls nostalgische Erinnerungen an längst vergangene Zeiten.

Wie ist das denn mit dem Schmecken wirklich? Kaffee und Tee mit hartem Wasser zubereitet reduziert die feinen Aromen erheblich. Davon können die neuen Bornheimer Bürger “ein Lied singen”, die aus Bonn nach Bornheim umgezogen sind. Das ist der erste Flopp!

Was die Wasserhärte angeht kann der erstaunte Leser folgendes lesen. Zitat: “Bornheimer Wasser ist weitgehend naturbelassen, führt Calzium und Magnesium im Ettiket, baut damit Knochen und Zähne auf – und kostet weniger”. 

Calzium (Ca) und Magnesium (Mg) als gelöste Ionen sind vor allem die unerwünschten Stoffe im Wasser, die zusammen mit Carbonaten den Kalkstein bilden, der sich mit der Zeit an Wasserleitungen, Wasserhähnen, Perlatoren, elekrischen Heizleitern, Heizkesseln etc. ablagert und zu großen Schäden führt (siehe Fotos). Das wird jedoch von den Verfassern der Broschüre, da waren wohl keine Techniker dabei, tunlichst verschwiegen. Das ist der zweite Flopp!

Neu: Wie “naturbelassen” das Wesselinger Wasser in der Zukunft bleiben wird ist eine weitere interessante Frage. Da ist immer noch der sogenannte Kerosinsee, der durch eine undichte Transportleitung der Shell-Raffinerie Godorf im Boden entstanden ist. Kerosin (Flugzeugtreibstoff) ist nach der EU-Gefahrstoff-Kennzeichnung umweltgefährlich und gesundheitsschädlich. Angeblich verlagert sich dieser unterirdische See nicht in Richtung des WBV-Wasserwerks in Urfeld. Bewiesen ist das jedoch nicht. Wollen wir einmal hoffen, dass das wenigstens der Wahrheit entspricht.

Wir lesen als Überschrift. Zitat: “Wo die Natur die Arbeit ,macht, braucht der Mensch nicht einzugreifen. … Durch meterdicke Deckschichten und lange Filterstrecken im Boden gut geschützt.”

Hört sich doch gut an, oder? Auch hier liegt die Wahrheit im Verborgenen. Das Wesselinger Wasser ist Uferfiltrat des Rheins. Der Rhein führt jede Menge chemische Verunreinigungen mit sich, die in der aktuellen Trinkwasserverordnung noch nicht einmal erwähnt, geschweige denn mengenmäßig begrenzt sind. Hier sind vor allem Rauschgifte, Medikamentenrückstände (z. B. Antibabypille), Nanopartikel, Anitbiotika, Hormone etc. aber auch viele Salzlösungen vorhanden. Die Abwässer von Basel bis Wesseling, die in der Regel nur grob geklärt in den Rhein abgelassen werden, saugt der WBV zusätzlich zum Grundwasser an, um sie dann als Trinkwasser wieder zu verkaufen. Was hunderte Klärwerke entlang des Rheins nicht ausfiltern können, gelangt in die Bornheimer Wasserversorgung. Wohlgemerkt, auch Rauschgift, Medikamentenrückstände (z. B. Antibabypille), Nanopartikel und Anitbiotika. Diese unerwünschten und nicht ungefährlichen Chemikalienrückstände filtern “meterdicke Deckschichten” eben nicht heraus. Diese Verunreinigungen filtert der WBV auch im Wasserwerk nicht heraus. Würde er das tun, wäre das Wasser unbezahlbar. Genau das ist der Anlass, weshalb immer mehr Wasserwerke entlang des Rheins aus gutem Grund auf das Rhein-Uferfiltrat ganz verzichten. Das ist der dritte Flopp!

Wir lesen weiterhin. Zitat: Der WBV “darf vom Status keinen Gewinn erwirtschaften.” Das gilt für den WTV genau so. Was soll das denn?

Als der Weisheit letzter Schluss folgt dann. Zitat: “Talsperrenwasser ist der Umgebung ausgesetzt, enthält viele Mikroorganismen und Trübstoffe und macht – auch auf seinem Weg zum Verbraucher – vorhandenen Keimen mit chemischen Einsatz der Garaus: Kaliumpermanganat, Eisen-Kupferkomplexbildner und Kalilauge – im Ernstfall geht Chlor vor.”

Richtig, Wasser aus Tiefbrunnen entfernt von Flüssen enthält im Gegensatz zum Oberflächenwasser  weniger Mikroorganismen. Hier vergisst der WBV aber geflissentlich, Rhein-Uferfiltrat aus Wesseling ist auch Oberflächenwasser, nur noch zusätzlich belastet durch die Kläranlagenabwässer von Basel bis Wesseling. Wo soll da im Gegensatz zum WTV-Wasser der Vorteil sein? Das ist der vierte Flopp!

Der WTV muss das Oberflächenwasser aus der Wahnbachtalsperre gemäß Trinkwasserverordnung (Chlordioxid, ClO², O-Cl-O) desinfizieren. Das soll nicht verschwiegen werden. Wir haben zu diesem Thema bereits in einem Internetartikel ausführlich Stellung bezogen.

Das ist aber noch immer nicht alles. Zitat: “Bornheimer Wasser soll auch künftig aus Bornheimer Quellen fließen, einem Grundwasserschutzgebiet, das vom Fuß des Vorgebirges bis hin zum Rhein reicht. Hier arbeiten Frauen und Männer der Wassergewinnung und der Landwirtschaft gemeinsam an sauberen und nachhaltigen Wegen in ein gesundes Wachstum.”

Das ist doch was, oder? Unsere Männer und Frauen und die Landwirtschaft arbeiten Hand in Hand. Nur sieht die Realität ganz anders aus. Im Bornheimer Wasserwerk darf überhaupt kein Wasser mehr gefördert werden. Aufgrund der intensiv betriebenen Landwirtschaft ist der einzige Bornheimer Brunnen zwischen dem Bornheimer Wäldchen und der Autobahn (Wasserwerk Eichelkamp) schon seit langem geschlossen, weil die Nitratwerte unzulässig hoch sind. Diese angepriesene “Zusammenarbeit” hat dazu geführt, dass wir in Bornheim kein Wasser mehr preiswert selber fördern dürfen und nun Wasser teurer einkaufen müssen! Im Wasserwerk Eichelkamp wird nur noch Wasser von WBV und WTV gemischt und zum Vorgebirge und in die Rheinorte über zwei getrennte Versorgungsstränge weiter geleitet. Die Vorgebirgsorte haben in der Vergangenheit das Wasser aus der Wahnbachtalsperre erhalten. Nur Hersel, Uedorf und Widdig erhielten seinerzeit Wasser aus Wesseling. Deshalb wurde damals der Wasserbeschaffungsverband auch mit dem Zusatz Wesseling-Hersel benannt. Aus Kostengründen wurde vor einigen Jahren das Mischungsverhältnis von 70 % WTV-Wasser und 30 % WBV-Wasser  zu 30 % WTV und 70 % WBV verändert. Genau das wollen wir jetzt wieder zurück nehmen. Es wird von einem Grundwasserschutzgebiet gesprochen. Richtig! Der Witz an der Sache ist aber, direkt an der Grenze zwischen Widdig und Urfeld, jedoch auf Urfelder Gebiet, liegt das Wasserwerk des WBV. Rundherum wird intensive Landwirtschaft mit Düngung, Gülleaustragung und den stinkenden Resten der Biogasanlage, die ebenfalls auf die Felder ausgetragen werden, betrieben. Lecker, lecker kann man da nur sagen. Was da in der WBV-Werbebroschüre im wahrsten Sinne des Wortes “verzapft” wird ist eine Geschichtsklitterung und die Unterschlagung der für das WBV-Wasser negativen Analysewerte. Das war der fünfte Flopp!

Die Wasser-Analysewerte sprechen eine eindeutige Sprache zugunsten des WTV-Wassers:

  • Analysewerte   WBV       WTV
  • —————————————–
  • Sulfat                 75,2        32,0
  • Nitrat                  22,2        20,0
  • Chlorid               70,1        30,0
  • Magnesium        13,7         7,7
  • Calzium              84,3       37,9
  • Carbonathärte   10,26        4,2 
  • Gesamthärte     14,94        7,1
  • —————————————–

NEU: Es geht (floppt) lustig weiter. Zitat: “Sollte dabei der Kalk im Kessel zu ungeahnten (!) Härten führen, so würden wir Mehraufwand nicht scheuen, um den Mineraliengehalt unseres Wassers durch Enthärtung weiter (!) minimieren. Machbar ist vieles.”

Der WBV verlagert die Kosten für eine fehlende Enthärtung des Wassers auf die Verbraucher um. Sollen die Verbraucher doch sehen, wie sie mit der hohen Gesamthärte zurecht kommen! Würde der WBV die Gesamthärte des WBV-Wassers auf die Gesamthärtewerte des WTV-Wassers reduzieren, wäre sein Preisvorteil gegenüber dem WTV-Wasser dahin! Es geht beim WBV um knallharte wirtschaftliche Interessen. Bei deutlich reduzierter Verkaufsmenge an Wasser bei konstanten Fixkosten durch den teilweisen Wegfall des Kunden Bornheim, wird der WBV seinen Wasserabgabepreis anpassen müssen. Nur so kann man diese kostenintensive Faltblatt-Werbeaktion an alle Bornheimer Haushalte erklären. Das ist der siebte Flopp.

Zum Schluss lässt der WBV in seiner Broschüre die Katze endgültig aus dem Sack. Zitat: “Jetzt stellt sich eine politische Strömung in Bornheim dagegen, will den Wechsel zu Wasser von weither: Wahnbach! Wehren Sie sich mit uns!”

Aha, das ist es also! Wir Bornheimer Bürger und Bürgerinnen sollen uns gegen die Umstellung auf weicheres, qualitativ höherwertiges Wasser wehren, damit uns der WBV weiter mit minderwertigerem harten Wasser (gegenüber WTV-Wasser) beliefern kann. Das ist der achte Flopp!

Wir Bornheimer haben aber eine Wahl. Und diese Wahl hat bei der letzten Kommunalwahl schon stattgefunden. CDU, Grüne und ABB haben im Wahlkampf als eines der politischen Nahziele den Wasserwechsel in Bornheim angekündigt. Die Bornheimer Wähler und Wählerinnen haben diese drei Gruppierungen mit einer Mehrheit in den Stadtrat gewählt. Dieses Votum der Wähler und das Versprechen aus unserem Wahlprogramm wird die ABB nun zusammen mit CDU und den Grünen umsetzen.

Und die Moral von der Geschicht – verkünde falsche Sachen nicht! Auch nicht in hochglänzenden Werbebroschüren des WBV!



 

Wir bitten alle Bornheimer Bürger und Bürgerinnen, die noch nicht an den beiden Online-Abstimmung der ABB zur Bornheimer Wasserversorgung teilgenommen haben um Ihre Stimmabgabe. Bitte beachten Sie, dass Mehrfachabstimmungen am gleichen PC/Smartphone vom System unterbunden werden! Die entsprechenden Internetseiten sind unten stehend verlinkt!

Wir laden alle Bornheimer Bürgerinnen und Bürger recht herzlich zu der nächsten Ratssitzung (Ratssaal, Bornheim-Roisdorf)  am 26. Januar 2016 ab 18 Uhr ein.


So sieht die Realität in Bornheim aus: Kalkablagerungen ohne Ende!

Dosierung_Waschmittel

 

 

 

 

 

Weiches Wasser reduziert die Kosten für Waschmittel und Weichspüler, weil weniger Waschmittel bzw. Spülmittel zugegeben werden muss. Die benötigte Menge an Waschmittel ist vom Härtegrad des Wassers abhängig. Auf allen Verpackungen ist eine Dosierungsanleitung vorhanden. Wer diese Dosierungsanleitung ernst nimmt, spart auf Dauer durchaus ansehnliche Kosten ein.

kalk_topf

 

 

 

 

Wenn man Wasser im Kessel erhitzt, wird das über längere Zeit so aussehen.

kalk_heizstab

 

 

 

 

 

Kalkablagerungen an Heizstäben: Beispiel Waschmaschine. Diese Ablagerungen vermindern den Wirkungsgrad und langfristig führen sie zur Zerstörung des Heizstabes durch Überhitzung. Die Kalkablagerungen vermindern die Wärmeabgabe des Heizstabes an das Waschwasser. Bei zu starker Verkalkung wird die Heizspirale durch Überhitzung zerstört. Das gilt für alle Heißwassergeräte (Heizkessel, Durchlauferhitzer, Kaffeemaschine etc.). Um diesen Effekt zu reduzieren bzw. aufzuschieben werden Entkalkungsmittel benötigt!

Absperrventil_Widdig

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Äußere Ablagerungen, entstanden durch Undichtigkeit. Innen sind diese Ablagerungen noch wesentlich umfangreicher vorhanden.  Irgendwann blockiert der Schließmechnismus. Das führt zwangsläufig zum Austausch der Absperrhähne.

Gläser mit Kalkbelag

 

 

 

 

 

 

Das kennen wir alle – Kalkschleier an Gläsern. Kalkschleier entsteht verstärkt, wenn man eine Spülmaschine benutzt. Die Trocknung erfolgt dort durch Erhitzung. Das Wasser verdunstet und der Kalk bleibt am Glas sehr schön sichtbar zurück.

Perlator mit Kalkablagerungen

 

 

 

 

 

 

 

Die Perlatoren an Wasserhähnen: Diese Einsätze in Siebform verkalken ganz besonders schnell. Diesen Effekt kann man sehr gut sehen, wenn man den Perlator einmal abschraubt. Bei wenig Verkalkung sollte das noch möglich sein. Bei fortgeschrittener Verkalkung ist der Perlator in der Regel nur durch Zerstörung zu entfernen. Wenn bei Ihnen zuhause das Wasser bei geöffnetem Wasserhahn undefiniert nach allen Seiten spritzt, ist Ihr Perlator verkalkt!

Perlator_Widdig_01

 

 

 

 

 

 

 

 

Perlatoren mit besonders feinem Sieb verkalken noch schneller!

Kalk_Rohr

 

 

 

 

 

 

Innenliegende Ablagerungen: So sehen innenliegende Ablagerungen aus, wenn sehr hartes Wasser über sehr lange Zeit durch eine Leitung geführt wird. Wir schätzen hier ca. 30 Jahre oder auch noch länger. Diese Querschnittsreduzierungen haben zur Folge, dass die gleiche Wassermenge dann nur noch mit höherem Druck eingespeist werden muss. Erhöhung der Transportkosten!


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